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29. Februar 2012

Lebensrollen

Ich knüpfe an den letzten Beitrag an und widme mich den unterschiedlichen Rollen, welche mit den verschiedenen Chakren verbunden sind. Ich sehe dort durchaus eine Struktur, aber mir fehlt einstweilen der Aspekt, aus welchem sie erwächst. Nichtsdestotrotz erscheint mir dieser Ansatz erhellend genug, um mich noch weiter mit ihm zu befassen.

Zunächst einmal sind die Chakren in dem Sinne real, daß, wenn man bestimmte, auf natürliche Weise mit ihnen verbundene Haltungen annimmt, sich diesen entprechende Stimmungen in klar erkennbarer Weise einstellen. Ich möchte dies noch einmal ausführlicher besprechen, um dem Vorwurf der Beliebigkeit entgegenzutreten.

Die Chakren entsprechen unterschiedlichen Punkten auf unserer Wirbelsäule, welche durch den Kopf fortgesetzt gedacht wird. Je höher der Punkt, desto höher die Funktion des entsprechenden Verhaltens. Dies allein ist bemerkenswert, denn die Höhe der Funktion ist etwas objektives und ergibt sich daraus, auf welchen weiteren Funktionen sie beruht.

Nun denn, die Wirbelsäule beginnt mit dem Steiß. Das Wurzelchakra befindet sich an diesem Punkt. Die Haltung und Stimmung, welche dem Wurzelchakra entsprechen, muß ich Männern jedenfalls nicht erklären, vorausgesetzt, daß sie schon einmal mit einer Frau Geschlechtsverkehr hatten (womit ich nicht sagen will, daß sich letzterer auf ersteres reduziert, wohl aber, daß er ohne ersteres nicht auskommt).

Die Funktion hier ist ebenfalls elementar und beruht auf keinen weiteren, es ist einfach nur die blinde Durchsetzung des eigenen Willens.

Als nächstes kommt das Sakralchakra, welches sich in etwa auf Höhe des Gebärmuttermundes befindet, bei einer Frau, versteht sich, aber auf der nämlichen Höhe auch bei einem Mann. Nun denn, die Stimmung hier ist die grundlose, lustbestimmte Zuwendung, welche man auch als Mann verspüren kann, wenn man die entsprechende Meditation befolgt. (Beschreibungen all dieser Meditationen finden sich im Netz. Ich verzichte an dieser Stelle darauf, sie vorzustellen.)

Diese Funktion ist schon nicht mehr elementar, denn Zuwendung setzt voraus, daß es einen Willen gibt, welcher sie sucht.

Als nächstes kommt das Nabelchakra zwischen Nabel und Solar Plexus. Die Meditation bewirkt hier eine forsche, wetteifernde Stimmung, welche am elementarsten im Zweikampf zweier Buhlen zu finden ist.

Diese Funktion ist eine echte Metafunktion, sie sorgt dafür, daß von zwei gleichartigen Funktionen die stärkere den Vorzug erhält. Die Bedingung der Gleichartigkeit kann man dabei auch zu einer gegenseitigen Bezüglichkeit auflockern, um dann auch die Jagd unter diesem Fall zu fassen.

Anschließend kommt das Herzchakra auf Herzhöhe. Die Stimmung, welche sich durch entsprechende Meditation einstellt, ist die edele Großzügigkeit, welche im Gegensatz zur sakralen Lust aus individueller Sicht nicht grundlos ist, sondern vielmehr Achtung ausdrückt.

Auch dies ist eine Metafunktion, nur daß die Bevorzugung hier in das individuelle Ermessen gestellt ist, wobei die auf der vorigen Stufe beförderte Tüchtigkeit natürlich auch für die Achtung ein große Rolle spielt, aber keine ausschließliche.

Dann, auf der Höhe der Schlüsselbeine, kommt das Kehlchakra. Hier ist es erstmals etwas schwieriger, die entsprechende Haltung und Stimmung zu finden. Letztlich ergibt sie sich aus der Wärme der Stimme, der Schwingung der Stimmbänder. Die Bezeichnung Schwan für einen Poeten weist in die richtige Richtung.

Die Funktion hier ist wiederum eine bevorzugende Metafunktion, welche unter individuelles Belieben gestellt ist, aber ihr Objekt ist nicht mehr ein anderer Wille als Ganzes, sondern nur mehr einzelne Äußerungen desselben, welche durch Unterweisung befördert werden, also deutlicher gesagt ist die Funktion hier Unterrichtung.

Damit verlassen wir die Wirbelsäule und gehen auf den Kopf über. Nun, die Meditation auf das Stirnchakra bewirkt das Eintauchen in Phantasiewelten. Kaum kann man sagen, daß eine Stimmung damit einherginge, und doch tut sie es. Allerdings wird sie bald, je nach Art der Phantasie, von anderen Stimmungen überlagert. Wenn ich sie beschreiben sollte, würde ich vielleicht sagen, daß sie sich anfühlt wie schmelzendes Eis.

Die Funktion hier ist natürlich die Vernunft, welche das Dasein in einen überzeitlichen Rahmen rückt.

Und schließlich das Kronenchakra auf dem Scheitel, welches zu einer passiv liebenden, zugleich entrückten und verbundenen Stimmung führt.

Die Funktion hier ist die Einbeziehung in das Werden der Welt, die Einbeziehung in die Entwicklung der Funktionen, aus welchen die Welt besteht, auf der Grundlage des eigenen Wohlgefallens am eigenen Dasein.

Ich habe das vorher nicht in Zusammenhang mit einander gebracht, aber es scheint mir nun recht möglich, daß die Stellung der Offenheit und das Schicksal der eigenen Seele unmittelbar mit einander zusammenhängen.

Gut, fassen wir zusammen, die Chakren führen uns also auf sieben Lebensrollen, nämlich Wirker, Schenker, Streiter, Liebhaber, Lehrer, Richter und Wähler.

Ich halte es für bemerkenswert, daß die heutige Konsumgesellschaft im Kern daraus besteht, daß wir regelmäßig Orte des Wählens aufsuchen, sei das nun ein Spielwarengeschäft oder ein Urlaubsort, und den Rest der Zeit damit verbringen, für unsere Mitmenschen Orte des Wählens zu erschaffen.

Darin spiegelt sich mit Sicherheit unsere Programmierung, das, was wir letztlich alle zumindest unterbewußt für den höchsten Lebenssinn halten. Nur daß wir uns nicht voll einbringen, unsere Wahl darauf beschränken, was wir benutzen und nicht wählen, in welchen Formen wir leben. Die Formen sind durch die Maximierung der Wahlfreiheit an Ge- und Verbrauchsgütern bestimmt. Nein, das ist nicht optimal, aber es ist ganz offensichtlich ein Versuch, optimal zu sein.

Man muß das im Hinterkopf behalten, wenn man sich daran macht, etwas besseres zu finden. Ich habe das auch getan, aber ohne es so klar wie jetzt gesehen zu haben. Mag sein, daß ich dazu noch etwas schreiben werde.

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26. Februar 2012

Zur Meditation auf die Chakren

Meditation auf die Chakren ist nichts anderes, als bestimmte Haltungen anzunehmen.
  • Wurzelchakra: Standhaftigkeit
  • Sakralchakra: Freigiebigkeit
  • Nabelchakra: Direktheit
  • Herzchakra: Güte
  • Kehlchakra: Zärtlichkeit
  • Stirnchakra: Besinnlichkeit
  • Kronenchakra: Vormundschaft
Nun sind die ersten beiden Haltungen offenbar mit den Stellungen Bedrängung und Hilfe verbunden, deshalb aber noch nicht mit ihnen identisch. Die Haltung begünstigt die entsprechende unbewußte Stellung im Falle des Genötigtseins, nimmt sie aber nicht bewußt vor.

Die dritte und fünfte Haltung korrespondieren auf dieselbe Weise mit gewissen Austauschsstellungen, beispielsweise die dritte mit der Jagd und die fünfte mit der Lenkung. Womit die fünfte Haltung indessen nicht korrespondiert, ist künstlerische Expressivität, welche der vierten Haltung zugehört. Impressivität hingegen gehört ihr zu.

Der vierten Haltung entsprechen so die sexuellen (verherrlichenden) Stellungen zu den vier Geistern und das Wohlwollen.

Die sechste Haltung korrespondiert auf diese Weise, allerdings nur sehr schwach, mit der Verneinung.

Und die siebte Haltung korrespondiert auf nämliche Art mit der Offenheit, zugleich hat es mit ihr aber noch eine andere und wichtigere Bewandtnis.

Vormundschaft ist sehr wichtig, um die transzendente Wirkung insgesamt in die ihr einzig entsprechende Form zu bringen. Um es einfach zu sagen, wer Gottes Gnade erfährt, ist Vormund.

Wie gesagt, all dies mag zu Stellungen führen oder auch nicht. Sich bewußt stellen zu können, ist etwas ganz anderes, man könnte es einen Akt der Demut nennen.

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25. Februar 2012

Sezession

Selbstverständlich interessiert mich dieses Thema irgendwo, wenn auch weniger als man denken könnte. Nichtsdestotrotz bleibt es angebracht, etwas zu Empire me zu schreiben, alleine schon, weil es meinen Beitrag über Dean Clifford ins rechte Licht rückt.

Die Zutaten sind natürlich genau dieselben, welche ich hier auf dieser Seite auch zusammenrühre, wobei ich allerdings den konkreten Schritt zur Sezession nicht als sonderlich günstig betrachte. Aber spielen wir das Szenario einmal durch.

Ein Staat, welcher innerhalb eines schon bestehenden Staates entstehen will, also auch gewillt ist, letzterem zu diesem Zweck den Krieg zu erklären, kann sich schwerlich materiell über die Interessen seiner Bürger definieren, denn das würde ihn ja in tatsächliche Feindschaft zu den Bürgern des schon existierenden Staates setzen, so daß mit offener Gewalt zu rechnen wäre, sondern muß sich vielmehr über eine Ideologie definieren, welche unter eben jenen Bürgern auf weit verbreitete Sympathie stößt.

Und darin liegt ein ziemliches Problem. Nicht, daß vernünftige Ideologien unpopulär wären, nein, das Problem beginnt schon damit, daß eine Ideologie, eine Identität der Staatsbürger bereits bei der Staatsausrufung festgelegt werden muß, denn wie die Geschichte zeigt, ist es schlicht nicht möglich, daß eine bestehende Gruppe jemals ihre Identität ändert, Identitätsänderungen können nur durch Gruppenänderungen erfolgen.

Nun kann man natürlich sagen, daß es doch nicht weiter schlimm ist, wenn von 100 ausgerufenen Staaten nur einer ein Erfolg wird. Sollen die Menschen das doch ausprobieren, man selbst lehnt sich zurück und schaut sich später unter den Erfolgsmodellen um.

Aber wenn man selber mitmachen will, dann sieht man das natürlich anders, zumal erfolgreiche Modelle ja auch nicht unbedingt das beinhalten, wonach man selber sucht. Wäre es anders, bestünde offensichtlich kein Grund, überhaupt erst an Sezession zu denken.

Auch steckt ja in der Idee, sich die Staaten erst einmal bewähren zu lassen, die Vorstellung, ihnen dann später unter die Arme zu greifen. Das ist aber auch wieder gefährlich, Staaten unterschiedlicher Größe haben ganz unterschiedliche Probleme, für welche sie auch ganz unterschiedliche Lösungen brauchen, und da sie selbst noch keine Erfahrungen mit den Problemen eines größeren Staates gesammelt haben können, würden sie zwangsläufig die Problemlösungen desjenigen, welcher sie unterstützte, anwenden müssen, welche indessen den gesamten Staatscharakter verändern könnten.

Um überhaupt Erfolg haben zu können, muß sich eine Bewegung mit dem Ziel kultureller Erneuerung entweder materiell über ihre Anhänger definieren, was dann aber Sezession ausschließt (es sei denn natürlich, der betreffende Staat wäre besetzt) und auch sonst mit schwer zu erfüllenden Anforderungen verbunden ist, oder sie darf sich nicht explizit als politische Bewegung verstehen, sondern lediglich als loses Netzwerk, in welchem relevante Erfahrungen ausgetauscht werden.

Erst wenn in diesem Netzwerk ein gesichertes Wissen über technische Fragen alternativen Zusammenlebens besteht, welches einstweilen immer nur Experiment bleibt, erst dann können die ersten Staatsverfassungen entworfen werden.

Ich will mich gar nicht im einzelnen zu den im Film vorgestellten Kleinststaaten äußern, nur soviel muß natürlich klar sein, daß ein Staat einem Lebenswillen Raum geben muß und nicht irgendwelchen anderen Interessen. Und genau das ist in der Vorbereitungsphase nicht der Fall, denn dort besteht das einzige Interesse darin zu erkennen, auf was man sich einzulassen im Begriff ist.

Insgesamt gesehen ist Sezession natürlich das Mittel schlechthin, um einem überlegenen Konzept des Zusammenlebens die Bahn zu brechen. Wenn es bekannt ist, zersetzt es die Moral des schlechter verfaßten Staates und er zerbricht. Dies mag durchaus in näherer Zukunft einmal geschehen, aber wie gesagt, es muß den Lebenswillen der Menschen treffen und damit also einmal dieses und einmal jenes, wenn man es global betrachtet. Das nähere dazu habe ich ja bereits ausgeführt.

Post Scriptum vom 26.2.2012. Letztlich kann ich nicht behaupten, an einer Vorbereitungsphase persönlich interessiert zu sein, es vielmehr so, daß sie mir zum Zwecke eines möglichst glatten Übergangs notwendig erscheint. Seine Ziele zunächst zurückzustecken und auch Dinge zu tolerieren, welche man nur schwerlich leiden kann, ist natürlich auch nichts, wonach man sich sehnen würde. Aber was man da aushält, das gibt einem später das Verständnis, sich in der Welt zurechtzufinden.

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23. Februar 2012

Einige (persönliche) Bemerkungen zu unterschiedlichen Interessen

Ich möchte noch etwas bei unseren Interessen an unseren Mitmenschen bleiben.

Im letzten Beitrag stellte ich mit Herrschaft einhergehende Interessen zwischen den drei cholerisch-melancholischen Geistern vor, ohne sie näher zu beschreiben oder auch nur zu benennen. Das möchte ich nun zunächst nachholen.

Jene Interessen sind beidseitige Lenkungsinteressen. Zwei von ihnen sind stabil, die dritte ist eine vorübergehende Erscheinung. Das Interesse zwischen Suchenden und Achtenden, in welchem die Achtenden beichten und die Suchenden beraten, kann ohne weitere Umschweife als katholisch-orthodoxes Lenkungsinteresse bezeichnet und identifiziert werden. Offenbar ist es stabil und, wie ich schon sagte, das wichtigste Element des Zusammenhalts westeuropäischer Gesellschaften, wobei in dieser Hinsicht auch noch Bayern zu Westeuropa zählt.

Das Interesse zwischen Versuchenden und Suchenden, in welchem die Suchenden als Vorschlagende in das gesellschaftliche Leben der Versuchenden einbezogen werden, ist ebenfalls stabil. Hier ist es nicht ganz so deutlich, wer wen beherrscht, aber es wird deutlicher, wenn man sich die Sicht der Betroffenen vor Augen führt. Während es im vorigen Fall ja offensichtlich der Beichtende ist, welcher einer heimlichen Schwäche nachgibt, während der Ratschlaggebende eine bemühende Anteilnahme verspürt, so ist es hier der Suchende, welcher den heimlichen Wunsch verspürt, sich mit den Versuchenden einzulassen und jene verspüren bemühende Anteilnahme während sie versuchen, ihn in ihre Gesellschaft einzugliedern.

Dieses äußert sich manchmal sehr direkt, und natürlich ist dabei immer auch Erotik im Spiel, allerdings handelt es sich hierbei nicht um die von mir beschriebenen sexuellen Anziehungen zu den vier Geistern, sondern um eine eigenständige Form derselben. Ich berichte den folgenden Fall nicht, weil er so schlüpfrig, sondern weil er so einfach ist.

Ich saß im Zug von Kiel nach Hamburg, als mich eine dralle Blonde, wohl sechs Jahre jünger als ich, welche mit ihrer Freundin auf der anderen Seite des Ganges saß, bemerkte und das Gespräch mit ihr auf das Thema Pornohefte und das Zerreißen derselben nach Gebrauch brachte. Jene äußerte dafür wenig Verständnis, aber die Blonde fand es süß. Anschließend holte sie zwei Bierflaschen aus ihrem Rucksack und wandte sich dann an mich, ob ich sie nicht öffnen könne, weil sie den Flaschenöffner vergessen hätte. Die andere meinte, daß ich das doch nicht schaffe, aber meine Bundeswehrzeit lag noch nicht allzu lange zurück (nein, die beiden waren volljährig, wahrscheinlich...) und ich öffnete die beiden Flaschen problemlos an diesem ausklappbaren Aschenbecher, welcher sich in Zugabteilen unter den Fenstern zu befinden pflegt.

Das mag als Archetyp genügen und veranschaulicht, daß es eben der versuchende Teil ist, welcher die Zügel in der Hand hält, auch wenn es ihm dabei darum geht, angeregt zu werden, während der suchende Teil sich auf die Lebensweise des anderen einläßt. Und ja, genau darum ging es auch in diesem Beispiel, diese alberne, leicht angetrunkene Person wollte mich keineswegs für sich, sondern zielte lediglich darauf, mich für ihre Welt zu gewinnen.

Umgekehrt gebe ich zu, daß es seit meinen ersten Kindheitserinnerungen mein Wunsch ist, für diese Welt gewonnen zu werden, was sich jetzt natürlich vulgärer liest, als es gemeint ist. Letztlich geht es darum, daß ich, als jemand, welcher nicht den geringsten Hang zum Leichtsinn hat, gerne in einer Menge Leichtsinniger bade, was natürlich auf das schon beschriebene Zusammenspiel von Suchenden und Versuchenden hinausläuft, also daß jene Menge meine Ideen in die Tat umzusetzen bereit ist.

Damit ist dieses Lenkungsinteresse, wie gesagt der Versuchenden an den Suchenden (als Lenkungsinteresse), hinreichend beschrieben. Fehlt also nur noch sein Name. Ich schlage vor, es das indogermanische Lenkungsinteresse zu nennen, arisch ginge auch, aber man muß die Dinge ja nicht zwanghaft zuspitzen.

Wie ich bereits im letzten Beitrag sagte, sind diese beiden Interessen durchaus mit einander vereinbar, wenn nämlich die Dominanzordnung einer Gesellschaft durch Versuchende > Suchende > Achtende gegeben ist, und es gibt auch Beispiele für indogermanisch katholisch-orthodox verbundene Gesellschaften in der Gegenwart.

Bleibt also noch das dritte, transitorische Lenkungsinteresse zwischen Achtenden und Versuchenden zu betrachten. Wie gesagt sind es hier die Achtenden, welche als Vorbilder bemühende Anteilnahme verspüren, während die Versuchenden den heimlichen Wunsch verspüren, sich zu assimilieren. Assimilation ist aber eine Transition, weshalb das Lenkungsinteresse nicht stabil ist. Und Assimilation liefert auch den richtigen Namen für dieses, also das assimilative, Lenkungsinteresse.

Nachdem nun die Lenkungsinteressen hinreichend beschrieben wurden, möchte ich mich mit den verschiedenen Formen von Erotik zumindest versuchsweise befassen.

Wie schon gesagt hat das indogermanische Lenkungsinteresse eine starke erotische Komponente, und so ist es natürlich auch beim katholisch-orthodoxen und, wie mir scheint, auch beim assimilativen. Auch gibt es zumindest eine gewisse Ähnlichkeit zwischen katholisch-orthodoxem Lenkungsinteresse und der gravitativen sexuellen Anziehung, in beiden Fällen wird man schließlich mit einem Achtenden intim. Und dasselbe gilt entsprechend für das indogermanische Lenkungsinteresse und die magnetische Anziehung, jeweils aus der Sicht eines Suchenden betrachtet. Gleich aber sind diese Interessen nicht. Bei den sexuellen Anziehungen zu den vier Geistern geht es um Verherrlichung durch Fortpflanzung, wohingegen es bei den Lenkungsinteressen, so sie in Geschlechtsverkehr mündeten, was durchaus möglich ist, vielmehr um Trost und Vertrauensbildung geht.

Und dann gibt es natürlich auch noch dritte sexuelle Interessen und womöglich vierte, fünfte usw. Zum Beispiel, wenn beim Akt der Gedanke im Zentrum steht, es tun zu können, so handelt es sich im Grunde durchaus um dasselbe Interesse wie bei der Jagd, viele tendentiell gesunde Kinder werden gezeugt und hernach im erzwungenen Wettbewerb noch wieder nach Gesundheit selektiert.

Übrigens ist das zugleich auch ein Beispiel für ein wesentlich allgemeineres Phänomen, nämlich daß es unmöglich ist, gleichzeitig die eigene Leistungsfähigkeit und die eigene Leistung zu maximieren, denn wenn ich letztere optimieren möchte, so brauche ich Ordnung, wenn ich aber Ordnung habe, so habe ich zugleich auch eingeschränkten Wettbewerb. Und was die Sache noch komplizierter macht ist die Tatsache, daß dies in mehreren Bereichen mehr oder weniger unabhängig von einander gilt, insbesondere gibt es auch den Fall, daß Ordnung in einem Bereich erst Wettbewerb in einem anderen ermöglicht.

Auch aus diesen Gründen gibt es die Vielfalt in der Natur, welche wir beobachten können.

Nun geht es mir im besonderen natürlich darum, eine Weltsicht zu begründen und zu verbreiten, welche gewisse Emotionen auf bestimmte Weisen zu deuten weiß und dadurch Ordnung in unseren Herzen stiftet - und ich tue es letztlich alles aus Liebe zu einer Frau.

Man weiß von Anfang an, woran man ist, nur manchmal ist es tragisch.

Als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, wußte ich drei Dinge von ihr.
  1. Sie hat dieselbe Hoffnung wie ich.

  2. Sie ist mir an geistiger Souveränität und Erfahrung überlegen.

  3. Sie hat keinen inneren Kompaß, keinen Anker, keine Zuflucht.
Daraus kann wenig Gutes werden, nicht wahr? Nun, die Hoffnung, das ist das Leben in einer indogermanisch verbundenen Gesellschaft. Davon kann in Deutschland keine Rede sein. Im Gegensatz zu mir ist sie dabei noch nicht einmal direkt involviert gewesen, weil sie eine Achtende ist.

Aber dieser Fall ist durchaus möglich, wenngleich auch eher selten. Hitler ist ein anderes Beispiel. Er selbst war Materialist, aber er hatte den Wunsch, in einer keineswegs materialistisch dominierten Gesellschaft zu leben. Ich würde es auch nicht Selbsthaß nennen, der menschliche Wille ist flexibel genug für derartiges.

Aus diesem Grund hat sie auch eine Abneigung gegen die katholisch-orthodoxe Verbindung, da sie diese verständlicher-, wenn auch fälschlicherweise für eine Alternative zur indogermanischen hält. Und das vergrößert die Tragik noch, denn konkret kann uns nur das helfen, was uns direkt betrifft. Als Suchender kann mich eine Versuchende konkret in eine indogermanisch verbundene Gesellschaft eingliedern, aber als Achtende kann ihr nur durch einen Suchenden als Ratschlaggeber geholfen werden, konkret dadurch, daß sie sich selbst und andere klarer sieht und aus dieser Sicht heraus das ihr Genügende erkennt.

Weil sie also eine Abneigung gegen psychischen Ratschlag hat und weil ich ihr in meiner geistigen Entwicklung notwendig hinterhergehinkt bin, konnte ich ihr also konkret nicht helfen. Und dieses bedrückt mich durchaus, denn ich habe nur einmal in meinem Leben einen Menschen getroffen, welcher so klar von außen erkennbar fühlte, was ich als Licht in mir erkannte, aber dieser Mensch fühlte es verworren, war wie ein Blatt im Wind, mal hierhin und mal dorthin abgedrängt, ohne sich und seine Hoffnungen erfaßt zu haben, noch was zusammengeht und was nicht und obendrein war er hart gegen sich und andere.

Ob ich einen starken Willen habe? Nun, wie man's nimmt. Gott, Ewigkeit und Tod sind mir stets gegenwärtig. Ich achte keinen Besitz, und selbst das Glück, einen geliebten Menschen um mich zu haben, welches ich von allem weltlichen am meisten achte, ist mir nur ein Lehen, welches mir die Gnade überließ.

Andererseits, wenn ich verstehe, daß etwas meine Pflicht ist, so bin ich auch unter größten Qualen gezwungen ihm zu folgen. Ich muß gestehen, daß manche Bosheit aus Verbitterung geboren wird, aber ich hoffe immerhin noch, daß ich niemandem zu sehr in mechanischem Haß zugesetzt habe.

Es ist schwer zu schätzen, wie weit der Abgrund ist, welcher sich im Dunklen vor einem auftut.

Nun, die Frage betrifft auch das Gewicht des Erotischen. Jene Interessen spielen ja kaum eine Rolle für die Struktur meiner auf Bereitschaftsgewährung ausgelegten Gesellschaftsutopie. Erst zuletzt habe ich sie überhaupt, und nur am Rande, berücksichtigt. Und doch, diese Utopie ist untrennbar mit dem indogermanischen Lenkungsinteresse verbunden, in diesem steckt überhaupt erst das Leben, welche diese Struktur aufrichten kann, ebenso wie nur das katholisch-orthodoxe Lenkungsinteresse Frieden zwischen Suchenden und Achtenden stiften kann.

Wie groß ist der Eros? Wie stark muß er sein, damit er über den Abgrund trägt?

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21. Februar 2012

Transzendenz und Stellung zur Welt

Ich wiederhole mich hier möglicherweise, dennoch möchte ich noch einmal einen systematischen Anlauf auf die Transzendenz als Ganzes unternehmen.

Transzendente Akte überspringen die körperliche Welt auf dem Weg zu Interaktionen zwischen verschiedenen Bewußtsein. Der rechte Ansatz, einen Überblick über die verschiedenen Akte zu gewinnen, besteht darin zu fragen, auf welche Weise man selbst seiner Umwelt gegenüber steht und wie man sich dann zu ihr stellt, denn Stellung zur Welt und transzendenter Akt sind ein und dasselbe und durch unser Gegenüberstehen, und nur durch es, werden wir zur Stellung auf eindeutige Weise gezwungen.

Wie also können wir unserer Umwelt Gegenüberstehen ordnen?

Unser Wille ist Funktion. Wir können also zunächst danach fragen, ob unsere Umwelt dieser Funktion gemäß ist oder nicht. Ist sie es nicht, so unterscheiden wir danach, ob die Ungemäßheit eine positive oder eine negative ist, also ob sie ungemäß ist, weil etwas besteht oder ungemäß, weil etwas nicht besteht. Diese beiden Fälle werden wir nicht weiter unterscheiden und können sie also bereits an dieser Stelle als Verzweiflung und Langeweile benennen. Aus diesen beiden entspringen also transzendente Akte, doch zunächst zu den übrigen Fällen.

Ist unsere Umwelt unserer Funktion gemäß, so fragen wir zunächst, ob wir in unserer Funktion auf andere Einfluß nehmen müssen oder nicht. Ist das nicht der Fall, so unterscheiden wir nicht weiter und benennen diesen Fall als Annahme. Wenn wir hingegen Einfluß nehmen müssen, so fragen wir danach, ob dieser Einfluß allein unserem Wesen gemäß ist oder ob er vielmehr einem Vertragsschluß zwischen beiden Parteien gleicht. Auch diese Fälle brauchen wir nun nicht weiter zu unterscheiden und benennen sie als Genötigtheit und Interesse.

Damit haben wir fünf verschiedene Weisen unserer Umwelt gegenüber zu stehen, nämlich:
  • Verzweiflung
  • Langeweile
  • Annahme
  • Genötigtheit
  • Interesse
Aus diesen ergeben sich fünf Stellungen, allerdings im Falle der Genötigtheit abhängig vom Geschlecht, während Männer auf Genötigtheit mit Bedrängung reagieren, reagieren Frauen mit Hilfe, was keine freie Entscheidung ist, sondern eine präexistente transzendente Einschränkung (m.a.W., ein Mann kann helfen und eine Frau kann bedrängen, aber beides hat keine transzendente Komponente, keinen Segen):
  • Verneinung
  • Offenheit
  • Wohlwollen
  • Bedrängung / Hilfe
  • Austausch
Es verbleibt also nur noch, die transzendenten Akte selbst unter diese Fälle zu bringen.

Verneinung. Wie zu erwarten handelt es sich bei diesen transzendenten Akten um Vernichtungsakte.

Offenheit. Diese transzendenten Akte beschwören das unmöglich scheinende Zusammenkommen, leiten Unwissende auf geheimen Wegen zur Erfüllung.

Wohlwollen. Diese Akte mehren die Fruchtbarkeit und das Leben.

Bedrängung / Hilfe. Hierbei handelt es sich lediglich um die transzendente Segnung immanenter Akte.

Austausch. Zu diesen Akten ist am meisten zu sagen. Zunächst einmal können sie nur zu Stande kommen, wenn eine bestimmte Vertragsvorstellung auf beiden Seiten vorliegt.

Die einfachste und am weitesten vorliegende Vertragsvorstellung ist die zwischen Jäger und Beute, welche in Flucht und Jagd mündet. Man mache sich klar, daß ein Jäger nicht jagt, solange seine Beute nicht flieht. Nun mag man denken, daß es dann halt die Beute ist, welche den ersten Schritt macht, nur stimmt das, bei aller Augenscheinlichkeit, nicht, es kommt vielmehr zu einem transzendenten Akt, welcher die Beute erst fliehen macht. Ich kann das mit Bestimmtheit sagen, da wir Menschen selbstverständlich auch über diese Vertragsvorstellung verfügen. Fluchttiere sind also schlicht hochsensibel, wenn es darum geht, aggressive Schwingungen aufzufangen.

Interessanter liegt der Fall bei Vertragsvorstellungen, welche Beziehungen zwischen unterschiedlichen menschlichen Geistern betreffen. Beispielsweise gibt es zwischen Achtenden und Suchenden eine Beicht- und Ratschlagsbeziehung, zwischen Suchenden und Versuchenden eine Aufstachelungs- und Angeregtheitsbeziehung und zwischen Versuchenden und Achtenden eine Vorbilds- und Gönnungsbeziehung, wobei der jeweils Erstgenannte als Schwächerer den jeweils Letztgenannten als Stärkeren ausnutzt oder, wenn man es anders betrachtet, der jeweils Letztgenannte durch seine Stärke dem jeweils Erstgenannten dessen Richtung vorgibt.

Das Wesen eines Vertrages, eines Austauschs, ist in allen Fällen klar erkennbar, wobei im Falle der Jagd der Austausch darin besteht, die vorhandenen Ressourcen auf gesunde Jäger und Beutetiere aufzuteilen und sich der jeweils schwächlichen zu entledigen. Bei den Beziehungen zwischen unterschiedlichen menschlichen Geistern äußert sich hingegen das Prinzip, das Herrschaft in der Zuwendung zu den eigenen Untertanen besteht.

Interessanterweise besteht dort allerdings eine zyklische Struktur zwischen den drei cholerisch-melancholischen Geistern, so daß der Interessenausgleich komplizierter ist, als man annehmen könnte. Allerdings wäre eine Gesellschaft, in welcher das suchend-versuchende Lager dominiert und in diesem wiederum der versuchende Teil, linear angeordnet, die Versuchenden gäben den Suchenden ab, und die Suchenden den Achtenden. Stabil wäre sie, wenn dieser Kostenfluß durch den entgegengesetzten Zugeständnisfluß aufgewogen würde. Und so verhält es sich mit allen Konstellationen.

Allerdings gibt es Konstellationen, welche als Störungen der natürlichen Ordnung begriffen werden müssen, wenn zum Beispiel eine von Achtenden dominierte Gesellschaft mit einer starken Minderheit Suchender sich von der Religion abwendet, so kündigt sie damit einen Vertrag auf, welcher politische Dominanz gegen religiöse Dominanz tauschte. Ist der zerbrochen, so gibt es zwischen beiden Bevölkerungsteilen keine ausgleichende transzendente Beziehung mehr, und die Folge davon ist Feindschaft. Das geschieht zur Zeit westlich des Rheins. Auch andere Konstellationen können Probleme mit sich bringen, ich schrieb davon, wenngleich aus anderer Perspektive.

Indes, um diese Sicht bereichert, läßt sich vielleicht eine vollständige Dynamik der gesellschaftsformenden Kräfte angeben, aber das führt einstweilen zu weit. Mein Ziel hier war es, einen systematischen und vollständigen Überblick über die Transzendenz zu geben und das habe ich erreicht.

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17. Februar 2012

Rechter Glaube, Aberglaube, Unglaube

Viele Menschen meinen, es wäre unmöglich, rechten Glauben objektiv zu definieren. Das ist ein Irrtum, es läßt sich allgemeinverbindlich sagen, was rechter Glaube ist.

Der Schlüssel dazu liegt in dem Begriff eines transzendenten Aktes. Ein transzendenter Akt liegt dann vor, wenn wir wissen, daß wir uns für eine Tat entschieden haben, welche sodann eintritt, ohne daß wir es wären, welche sie wirkten. Manchmal ist uns auch nur klar, daß wir uns für irgendeine Tat entschieden haben, ohne genau zu wissen für welche. In dem Falle kann man natürlich nur dann einen transzendenten Akt darin erkennen, wenn sodann ein ausgesprochen ungewöhnliches Ereignis eingetreten ist, dessen wesenhafter Bezug zu der eigenen Entscheidung jedenfalls vage spürbar ist.

Sobald uns nun ein transzendenter Akt begegnet, stehen wir vor der Frage, wie wir ihn erklären sollen. Sagen wir, daß es nur ein Zufall war, so sind wir ungläubig. Machen wir irgendwelche äußeren Begleitumstände für ihn verantwortlich, schwarze Katzen, zerbrochene Spiegel, das falsche Datum, so sind wir abergläubisch, erkennen wir hingegen unsere eigene Beteilligung, so sind wir recht gläubig.

Aberglaube provoziert Unglücke, dadurch, daß unter bestimmten Umständen destruktive transzendente Akte unwissentlich bejaht werden, den Teufel nicht an die Wand zu malen ist also ein Gebot rechten Glaubens, wenngleich es in dieser Form abergläubisch erscheint und möglicherweise auch verstanden wird, wohingegen es materiell das Verbot sämtlichen Aberglaubens einschließt, welcher ja eben wesentlich darin besteht, den Teufel geradezu buchstäblich an die Wand zu malen, wo er sich aber gerade nicht befindet.

Andererseits ist Aberglaube zugleich aber auch das einzig wirksame Mittel um Menschen vom materialistischen Geist zu sozialisieren. Indem sie sich ständig davor fürchten müssen, verflucht zu werden, können sie einzig dazu gebracht werden, Rücksicht walten zu lassen.

Kurioserweise scheinen Materialisten Aberglauben dabei geradezu zu suchen, wohl aus der instinktiven Erkenntnis, daß unerklärliche Unglücke für sie als Gruppe insgesamt einen Segen darstellen, da sie die Machtverhältnisse im Fluß halten. Voodoo ist die konsequenteste Ausprägung dessen, die Dämonologie der tibetischen Bönreligion eher ein Mittel zum Zwecke der Sozialisierung.

Unglaube hingegen bewirkt, daß Angst zum einzigen Antrieb wird, und dadurch die Zerstörung der Gesellschaft.

Es gibt also eine Verpflichtung zum rechten Glauben, jedenfalls in einer Gesellschaft, in welcher Materialisten keine signifikante Rolle spielen, denn in einer solchen dienen unerklärliche Unglücksfälle keinem guten Zweck. Dies mag man zunächst einmal durchaus in Zweifel ziehen, aber bei Anschauung der Alternativen wird die Richtigkeit der Aussage schon offenbar.

Und also gibt es auch eine Verpflichtung zu und ein Bedürfnis an einer rechten Glaubensschule. In wie weit die bestehenden Glaubensschulen dem entsprechen, vermag ich nicht zu sagen, indes scheinen sie mir mehrheitlich wenigstens tendentiell dem rechten Glauben verpflichtet zu sein und nicht dem Aber- oder Unglauben.

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14. Februar 2012

Wissenschaft und Kirche

Hat die Wissenschaft die vormalige Stelle der Kirche ausgefüllt?

Einige glauben das ja, ich nicht, aber sehen wir mal. Da sind natürlich die strukturellen Parallelen. Wie ein Bischof den anderen weiht, so weiht, Verzeihung, ernennt ein Professor den anderen. Dann haben natürlich auch beide ein Pult, von dem aus sie zu ihren Gemeinden sprechen. Der erste Unterschied kommt in den Blick, wenn man nach ihrer Finanzierung fragt. Die Kirche finanziert sich selbst, während die Wissenschaft vom Staat finanziert wird, jedenfalls ihr eigentlicher Teil, also die Forschung, und zumeist auch die Lehre.

Die Kirche ist also finanziell unabhängig und die Wissenschaft nicht, und daran änderte sich auch in einer reinen Marktwirtschaft nichts. Dann ist die Wissenschaft halt nicht mehr von Politikern abhängig, dafür aber vom Markt. Beides läßt sich nur schwerlich von der Kirche behaupten, auch wenn es Beispiele marktorientierter Anbiederung gibt, der Normalfall ist sie nicht. Das liegt im Wesen des Bedürfnisses nach Anleitung begründet, denn wer seinem Publikum zu sehr nachläuft, der leitet es nicht mehr an.

Es gibt aber noch einen wesentlicheren Unterschied. Den Bischöfen unterstehen Priester, welche wöchentlich zu der gesamten Bevölkerung sprechen, während die Doktoranden, welchen den Professoren unterstehen, keinen größeren Kreis erreichen als die Professoren selbst. Nun mag man natürlich einwenden, daß es für die Zwecke der Wissenschaft ja auch ganz unnütz wäre, zu der gesamten Bevölkerung zu sprechen oder auch, daß sie es über den Umweg der Schullehrer ja doch tun. Nur, die Schullehrer unterstehen der Wissenschaft nicht und auch wenn es nicht im Forschungsinteresse der Wissenschaft liegt, sich an die ganze, hauptsächlich recht dumme, Bevölkerung zu wenden, so liegt es doch durchaus in ihrem Lehrinteresse, wenn die betreffende Lehre von politischer Wichtigkeit ist.

Denn genau darum geht es letzten Endes, wenn man fragt, ob die Wissenschaft den Platz der Kirche eingenommen hat. Kann die Wissenschaft, wie einst die Kirche, politisch relevante Lehren aus eigener Kraft unters Volk bringen?

Nein, sie kann es nicht. Die Kirche kontrolliert ihre Medien, die Wissenschaft hingegen wird von den Medien nach deren Interessen herangezogen. Die Wissenschaft hat nur so viel politische Macht, wie es im Interesse der Bevölkerung liegt, sich unvoreingenommen aus ihren Reihen zu informieren, und es läßt sich in Ansicht der Empirie sagen, daß dieses Interesse zu keiner Zeit sonderlich groß war. Heute hat jede Zeitung ihren Wissenschaftsbereich, welcher es im Stile der Bunten so eben ruhig stellt.

Ich wage sogar zu behaupten, daß die Aufklärung dazu geführt hat, daß der Einfluß der Wissenschaft, nach einem Zwischenhoch unter den aufgeklärten Autokratien, auf die Politik abgenommen hat, denn Kirche und König haben sich ja durchaus dafür interessiert, was Wissenschaftler gedacht haben, während sich heute, außer in den technisch verwertbaren Wissenschaften, Materialforschung etwa, niemand dafür interessiert, was ein Wissenschaftler denkt, wenn er nicht schon von vornherein nur dafür ausgebildet und bezahlt wird, das zu sagen, was man von ihm hören will.

Es ist so gesehen erstaunlich, daß es heute überhaupt noch eine Wissenschaft gibt, welche weder gesteuert noch marktrelevant ist, wobei man allerdings sagen muß, daß der Grad ihrer Ausrottung lokal durchaus verschieden ist, man sehe sich nur einmal den Campus der Universität von Tours an, um zu sehen, wie weit es kommen kann. Dagegen lebt die deutsche Wissenschaft auf einer, wenn auch unbeachteten, Insel der Seligen.

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13. Februar 2012

Eine vorläufige Skizze der Rolle der Verbürgung in der verfolgten Gesellschaftsutopie

Auf der Suche nach möglichen Einsatzfeldern der Verbürgung bin ich zunächst auf Vakanzen gestoßen, Vakanzen, welche durch Bevölkerungsschwund in Gemeinden entstehen, genauer gesagt.

Hier sind zwei Fälle möglich, nämlich, daß Gemeindemitglieder durch Verbürgung von außen Ersatz hereinholen oder, daß sich eine Gemeinde gänzlich auflöst und ihre Ressourcen der Allgemeinheit also wieder zur Verfügung stehen.

In diesem letzteren Falle schwebt mir folgendes vor. Diejenige Gruppe von unter einander verbürgten Jugendlichen, welche die meisten Mitglieder hat, für welche sich die jeweils von ihrer Gemeinde zu diesem Zweck bestimmten Würdenträger verbürgen, kann sich als erste eine solche Gemeinde zur Wiederbesiedelung aussuchen.

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12. Februar 2012

Lernen sich selbst zu lieben

Schon die zweite Danksagung heute dafür, in die richtige Richtung bei der Beantwortung einer Frage, mit welcher ich mich in diesem Fall sogar schon seit geraumer Zeit herumgeplagt habe, angestoßen worden zu sein.

Ich danke Whitney Houston für ihre ausgesprochen einfühlsame Darbietung des Liedes Greatest Love Of All. Die Umstände, welche mich ausgerechnet heute auf dieses Lied stießen ließen, dessen Melodie mir immer im Ohr war, auf dessen Text ich indessen nie geachtet hatte, sind freilich nicht die dankenswertesten, aber ich setze damit nur meine Gewohnheit fort, mich nach dem Tod eines bekannteren Menschen etwas mit seinem Leben zu befassen.



Ich habe nie verstanden, warum man andere Menschen nicht lieben können solle, wenn man sich selbst nicht lieben könne, um nicht zu sagen, daß ich vom Gegenteil überzeugt bin.

Aber das, wovon Whitney Houston hier singt, deckt sich doch sehr, sogar in einem Detail, mit dem, womit ich mich zuletzt befaßt habe. Das Detail ist Give them a sense of pride to make it easier. Das ist wörtlich dasselbe, was ich damit meinte, daß Bemühung die Grundhaltung der Achtenden ist, denn diese Haltung macht alles einfacher, weil sie alles mit Sinn erfüllt, alles ist Teil eines heiligen Bemühens. Verräterisch natürlich, daß dieser Sinn Whitney Houston erst gegeben werden muß, aber diesbezüglich geht es mir ja genauso. Ob Whitney Houstons Grundhaltung wie zu erwarten die Wachsamkeit oder doch eine episodische war, weiß ich nicht, und das tut auch nichts zur Sache. Die Sache, das ist zu verstehen, welcher Geist, welche Haltungen in einem liegen. Zu verstehen, daß dieser Geist funktioniert, daß er sinnvolle Dinge bewirkt, daß man ihn nicht fürchten und bekämpfen muß, wobei man zugleich aus naheliegenden Gründen auch andere Geister besser versteht.

Sich selbst zu lieben, das heißt, sich selbst zu verstehen, und ebenso mit anderen, also jene können nicht verstanden werden, wenn man sich selbst nicht versteht. Das pflegt natürlich auch zu stimmen.

Zur Sache gehört hier im Besonderen aber natürlich auch die Bereicherung, welche man durch Menschen anderer Grundhaltungen erfährt, weil sie auf einen abfärben, indes, so schön gerade auch die Beziehung zu Achtenden ist, die musische, welche das Herz sprudeln läßt, von Männern freilich eher, eine Frau wie Whitney Houston wird mehr darum gekämpft haben, so wenig ist das so gefundene das eigene, so wenig kann man sich schlicht aus seinen Lieblingshaltungen zusammenbasteln, und auch dafür steht Whitney Houston und ihr früher Tod.

Diese Erweiterung des eigenen Geistes ist nur geliehen, von der Mutter, der Frau, dem Mann, vielleicht auch von einem Freund. Und selbstverständlich werden gerade Schwarze in den Vereinigten Staaten massiv unter Druck gesetzt, sich den achtenden Geist zu leihen. Nicht ganz ohne Grund freilich, nicht ganz ohne Grund, womit wir wieder beim Punkt meines ersten Beitrags heute wären, daß eine Synthese verschiedener Geister in einer Kultur eine schöne Sache ist, aber nicht beliebig durchführbar.

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Von den Mechanismen der Gemeinschaftsstiftung der vier Geister

Ich danke Herrn Kleine-Hartlage, daß er mich mit seinem letzten Beitrag zu den Geschehnissen der Weimarer Zeit in die richtige Richtung angestoßen hat, um die Antwort auf die Frage nach der gemeinschaftlichen Aufgabe der Versuchenden in der von mir skizzierten Gesellschaftsutopie, welche ich mir die letzten Tage über gestellt hatte, zu finden.

Ringende, Suchende, Achtende und Versuchende besitzen allesamt Instinkte, welche die Erhaltung und Vergrößerung der Gemeinschaften, in welchen sie leben, regeln. Mit Ausnahme der Achtenden bilden diese Instinkte anthropologische Konstanten, haben also im Laufe der Geschichte stets zu denselben Ergebnissen geführt, wobei im Falle gemischter Gemeinschaften gewisse typische Kooperationen und Dominanzen immer wiederkehren.

Ringende, oder Materialisten, verfolgen das Prinzip der Koalition, wenn jemand nur mächtig genug ist, so wird er gerne in die eigene Gemeinschaft eingegliedert. Das drückt sich heutzutage beispielsweise darin aus, daß Staaten Kapitalbesitzern einer bestimmten Größe, üblicherweise ab 100 000 Dollar, das Niederlassungsrecht einräumen.

Suchende stützen sich auf das Gesinnungsprinzip, wenn jemand nur die richtigen Glaubensgrundsätze bejaht, so wird er aufgenommen.

Versuchende gehen nach dem Verbürgungsprinzip vor, wenn sich jemand in der eigenen Gemeinschaft für einen Fremden verbürgt, so wird er aufgenommen.

Viele heutige Staaten haben natürlich gewisse Gesinnungsanforderungen, aber den allerwenigsten von ihnen ist es ernst damit. Archetypischerweise müßte ein (langbärtiger) Ältestenrat eine Inquisition durchführen. Moderne Religionsgemeinschaften sind größtenteils dazu übergegangen, diese Inquisition über die ganze Lebenszeit zu strecken.

Interessanterweise ist das Gesinnungsprinzip dem Koalitionsprinzip gegenüber ausgesprochen dominant, schon bei 20% Suchenden gegenüber 80% Ringenden ist es das nicht nur formal, sondern auch real bestimmende Prinzip. Es ist also abwegig zu glauben, daß der moderne Materialismus dazu führen könnte, daß Suchende aussterben. Ab einem gewissen Schärfegrad der Auseinandersetzung gewinnt es wieder die Oberhand.

Zwischen Gesinnungs- und Verbürgungsprinzip besteht offenbar eine große Schnittmenge und die übliche Kooperation besteht darin, die Gesinnung zwar zu fixieren, praktisch aber nach dem Verbürgungsprinzip vorzugehen und dessen Entscheidungen nur bei groben Verstößen gegen die fixierte Gesinnung zu revidieren.

Kommen wir nun also zu den gemeinschaftsstiftenden Instinkten der Achtenden. Diese nehmen wenig verwunderlicherweise jene auf, welche sie achten. Aber wer sind diese?

Zunächst einmal, wenn man sich die verschiedenen Gruppen Achtender im Laufe der Geschichte so ansieht, handelte es sich bei den Geachteten ausschließlich um enge Blutsverwandte. In Reinform kann man das beispielsweise an den verschiedenen Stämmen der amerikanischen Indianer studieren. Aber dann vollzog sich eine kulturelle Revolution unter den Achtenden, nämlich die Erfindung der Klassengesellschaft. Nachdem gewisse Leistungen mit dem Erwerb besonderer Rechte verknüpft wurden, wurden die Gemeinschaften Achtender sehr viel flexibler, Heldentaten konnte jeder vollbringen, gleich welchen Urahn er hatte, und alsbald setzten sich diese flexibleren Gemeinschaften gegen die älteren, starreren durch und drängten sie etwa in die Taiga und Tundra ab.

Es ist aber ein Fehler zu glauben, daß der indogermanische Siegeszug damit zusammenfiele. Er fällt vielmehr mit dem Verbürgungsprinzip zusammen. Japan hingegen ist ein gutes Beispiel einer solchen Meritokratie.

Die Hinwendung der Achtenden zum Koalitionsprinzip, welche sich seit der amerikanischen Unabhängigkeit vollzogen hat, hat sie ihrer Orientierung beraubt und damit auch ihrer Fähigkeit, ihnen entsprechende Gemeinschaften zu bilden. Es ist, gerade für Achtende, wichtig zu verstehen, daß es sich dabei nicht um einen äußeren Angriff gehandelt hat, sondern vielmehr um eigenes Versagen unter den gegebenen Umständen, konkret einer unheilbaren Verwirrung aus kulturellen Versatzstücken gänzlich heterogener Art, eines fundamentalen Christentums einerseits und eines historisch gewachsenen aristokratisch bedingten kulturellen Überlegenheitsdünkels andererseits.

Philosophisch betrachtet waren die Engländer schon immer schräg, aber an dem Punkt sind sie halt gekippt.

Nun gut, es herrschen also Bedingungen, welche den Achtenden keine Dynamik gestatten. Damit könnte ich einverstanden sein, auch wenn es zu Ausbruchsbemühungen wie dem Dritten Reich führen kann. Doch zugleich herrschen zur Zeit sogar Bedingungen, welche ihnen noch nicht einmal mehr Statik erlauben, und soweit freilich sehe ich es ungern kommen.

Letztlich ist meine Gesellschaftsutopie auf die Bedürfnisse Suchender und Achtender zugeschnitten, auch wenn sie keine Klassenunterschiede kennt, denn sie kennt sehr wohl das Verlangen sich auszuzeichnen und gibt ihm Raum, lediglich daß es nur Ruhm und Geld sind, welche erworben werden können. Aber ein freier Ruhm, keiner, der von irgendjemandem auf ein vorgegebenes Feld verbannt wurde.

Suchenden entspricht sie aus dem Grund, daß sie minimale Vorbedingungen an Investitionen stellt und also der episodischen Grundhaltung der Suchenden sehr entgegen kommt. Aber wenn ich hier minimal schreibe, so meine ich damit nicht, daß es eine systemische Subvention gäbe. Es gäbe schlicht keine marktbedingten Hindernisse.

Als gemeinschaftsstiftendes Prinzip hatte ich bisher stets das Gesinnungsprinzip angenommen, wobei die zentrale Vorstellung dieser Gesinnung eben die gegenseitige Bereitschaft im Umgang mit einander ist.

Dieses läßt sich aber auch problemlos durch das Verbürgungsprinzip in der oben beschriebenen Weise ergänzen. Ich hatte ja sowieso angenommen, daß es verschieden verfaßte Gemeinden gäbe und zwischen diesen einen steten Austausch ihrer Mitglieder im Laufe der Generationen, wenngleich nur innerhalb eines größeren territorialen Ordnungsgebildes, welches man eine Nation nennen könnte, freilich keine einer Sprache und Kultur. Und dieses Zusammenspiel der verschiedenen Gemeinden und ihrer Verfassungen bietet, wenn ihm das Verbürgungsprinzip zu Grunde liegt, den nötigen Spielraum für Menschen von versuchendem Geist, denn andernfalls könnten sie zwar etwas versuchen, aber es hätte keine soziale Komponente, welche die wesenshafte ist.

Selbstverständlich sind die technischen Details zur Steuerung des Zusammenspiels der verschiedenen Gemeinden noch auszuarbeiten. Aber so würde es gehen, so wären immerhin drei Geister in einer Gesellschaftsform befriedet. Aber gerade weil das alles den Charakter eines Spieles hat, würden Ringende es zerstören. An einer vollständigen Synthese der Lebenswillen der vier Geister versuche ich mich nicht, und sie wird auch nicht sobald gelingen.

Vielleicht kommt die von mir skizzierte Synthese ja bald genug auf den Weg, im historischen Maßstab, es deuten doch viele Zeichen darauf hin. Das herrschende System frißt sein eigenes Rückgrat, eine militärische Unterdrückung durch eine primitivere Kultur ist dennoch unwahrscheinlich und eine Restauration unserer, wenn auch nicht unwahrscheinlich, so doch schwerlich tiefgreifend.

Nun ist mir fast, als hätte ich das alles schon einmal geschrieben, aber wahrscheinlich war es nur sehr ähnlich.

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9. Februar 2012

Die Grundhaltungen der vier Geister

Man kann seine Haltung natürlich frei wählen, dennoch ist es so, daß, wenn man sein Leben rückblickend betrachtet, es doch so etwas wie eine Grundhaltung, so etwas wie wiederkehrende Muster gibt, in welchen sich das eigene Leben vollzieht.

Ich behaupte diesbezüglich das folgende. Materialisten, oder Ringende, leben in einer Grundhaltung der Wachsamkeit. Suchende leben in einer episodischen Grundhaltung. Achtende leben in der Grundhaltung des Bemühens und Versuchende leben in der Grundhaltung des Bekennens.

Ein paar Worte zur episodischen Grundhaltung. Damit ist gemeint, immer wieder zu einem Nullzustand, einem Zustand der Willenlosigkeit zurückzukehren. Etwas wird in Angriff genommen, aber was auch immer es ist, irgendwann wird es aus dem eigenen Leben entlassen.

Was Suchende zu Suchenden macht, ist gerade die Antizipation des Bedürfnisses, sich nach diesem Muster zu verhalten: Gerade weil man selbst eh einst von seiner Beschäftigung lassen wollen wird, kann man sich mit Dingen beschäftigen, welche keinen unmittelbaren Nutzen für einen haben.

Suchende neigen dazu in allen Lebenslagen Dinge auf den Weg zu bringen und sich dann nicht weiter darum zu kümmern, durchaus auch wenn es um Fortpflanzung geht, wenngleich nicht zwangsläufig, da es glücklicherweise auch noch andere, diesem Verhalten direkt entgegengesetzte Instinkte gibt, welche stärker sein mögen.

Wachsamkeit und Bemühen sollten klar sein, sowohl in ihrer Bedeutung als auch in ihrer Beziehung zu Ringenden und Achtenden, Bekennen bedeutet eine geradezu aggressive Offenlegung der Vertrauensbeziehungen, mit dem Ziel Verpflichtungen zu begründen, Vertrauensbeziehungen zu anderen Menschen und Offenlegung derart, daß man ihnen offenlegt, daß man ihnen vertraut.

Auch hier ist es die Antizipation des Bedürfnisses sich so zu verhalten, welche Versuchende zu Versuchenden macht. In ihnen steckt der Wunsch, Verpflichtungsstrukturen selbst zu begründen und deshalb sind sie geradezu dazu gezwungen, sich auf neue gemeinschaftliche Unternehmungen einzulassen.

Man könnte geneigt sein, Ringende und Achtende statische Kräfte zu nennen, und für die Ringenden stimmt das auch, aber was die Achtenden angeht, so ändern sie doch leicht ihre Farbe, jedenfalls unter den heutigen Bedingungen. Ebenso sind Suchende und Versuchende beide nicht gänzlich dynamisch, weil sie beide den Hang dazu haben, in ständiger Erneuerung immer beim Alten zu bleiben, aber davon sprach ich schon. Der Farbwechsel der Achtenden heute ist hingegen ein sehr beunruhigendes Phänomen, denn wenn man sich die Schattierungen, welche er durchläuft, so ansieht, kommt man nicht umhin, ihn für eine fiebrige Erkrankung zu halten: Glaubenserrichtung tut dringend not.

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5. Februar 2012

Resignativer Materialismus

Es ist möglich, daß ein Mensch, welcher sich von Natur aus mehr durch sein Sein als durch sein Erleben definiert, diesen Anspruch an sich selbst aufgibt und hernach also funktional gesehen zu einem Materialisten wird.

Dabei unterscheidet er sich von echten Materialisten dadurch, daß seine Erlebnisansprüche nicht aus seiner Natur, sondern aus einer aufgegebenen philosophischen Beschäftigung heraus entspringen. Man kann sagen, das Bemühen die Dinge zu verstehen wurde durch die Dinge selbst ersetzt.

Diese Haltung ist inhärent unfruchtbar, ihr wohnt kein Gestaltungswille inne, sondern vielmehr eine Überforderung des eigenen Bewußtseins. Folglich sind vor allem philosophisch gesinnte Menschen des sinnlichen geistigen Horizontes von ihr betroffen. Und dort vor allem Achtende, aus einer Reihe von Gründen.

Ich schrieb zuvor von einem Philosophenproblem. Dabei handelte es sich um etwas anderes, aber ich bezweifle mittlerweile, ob es überhaupt existiert. Ich habe jüngst einige Dinge klarer erkannt und die Unterscheidung, welche ich da aufgemacht hatte, war weitestgehend von gänzlich unpassender Art, also durch meine in jenem Beitrag vorgebrachte These nicht erfaßt. Aus Überfordung zu resignieren und in einen eklektischen Materialismus zu verfallen, ist aber jedenfalls ein Problem mit Philosophen, welches sich im schlimmsten Fall als Drogensucht manifestiert, in leichteren Fällen schlicht durch ein fetischistisches Konsumverhalten.

Die Frage stellt sich durchaus, ob nicht jede Sucht und jeder Fetischismus aus einer solchen Resignation entspringen, und sei es möglicherweise aus einer partiellen. Anders formuliert, ob die Flucht zu einem Erlebnis immer aus der Unfähigkeit, es zu bewältigen resultiert, also stets eine Flucht zum Stärkeren darstellt.

So betrachtet erscheint es mir wahrscheinlich; und was ich zuvor vom Fetischismus schrieb, daß er die Verwechslung eines anderen Gefühls mit Liebe wäre, fügt sich ganz natürlich in die jetzige Sicht, wenn man der Liebe noch stets einen Gestaltungswillen zuschreibt: mit ihm verschwindet sie und an ihre Stelle tritt die Hingabe zu Erlebnissen, welche stärker sind, als man selbst.

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